66 research outputs found

    Von der Kunst zum Leben : zum Paradigmenwandel in der deutschen Italienwahrnehmung des 18. Jahrhunderts ; Lessing - Herder - Heinse - Seume

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    Mit "Inbrunst im Herzen" reiste Richard Wagners TannhĂ€user nach Rom. Jedoch "verschlossnen Augs, ihr Wunder nicht zu schauen, durchzog blind Italiens holde Auen." Der Pilger TannhĂ€user folgte langbewĂ€hrter Sitte. Wie die Geschichte des Reisens, die Apodemik, lehrt, hat es im Laufe der Jahrhunderte sehr unterschiedliche Arten des Reisens gegeben. Im Mittelalter waren es Pilger und Ritter, die aus religiösen oder politischen GrĂŒnden die beschwerliche und gefahrvolle Romfahrt auf sich nahmen und sich den Teufel um Kunst und Land und Leute scherten. Erst im 17. Jahrhundert wandelte sich die Motivation. ..

    "Der Kranz des Patrioten" : Nachahmungspraxis und OriginalitÀtsideal bei Herder

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    Das Thema von Literaturnachahmung und EigenstĂ€ndigkeit stellt sich fĂŒr die deutsche Literatur des 18. Jahrhunderts in ganz anderem Maße als fĂŒr die Barockliteratur. Soziale und wissenschaftliche GrĂŒnde - Formierung eines selbstbewußten BĂŒrgertums und Aufstieg der naturwissenschaftlichen Disziplinen - bewirken eine gravierende Verschiebung. ZunĂ€chst tritt die Relativierung des Kanons ein. An die Stelle der unbesehen ĂŒbernommenen Tradition rĂŒckt die urteilende Vernunft und der gute Geschmack. Mit der Aufwertung der Natur und des rationalen Denkens verkehrt sich die traditionelle Hierarchie von imitatio und Mimesis. An die Stelle eines "blinden" Nachahmens von Vorbildern tritt die Orientierung an der Vernunftnatur

    "Riccaut de la MarliniĂšre, GlĂŒcksritter und Franzos" : die Rezeption einer Lustspielfigur zwischen Gallophilie und Gallophobie

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    Die Aufnahme von Lessings Lustspiel „Minna von Barnhelm“ liefert ein sprechendes Beispiel fĂŒr das Wirken ideologischer Interessen bei der Rezeption. Den Zeitgenossen Lessings galt dieses StĂŒck als Muster des guten Geschmacks; sie nahmen die darin enthaltene soziale und politische Kritik nicht wahr. Ihre ausschließlich Ă€sthetischen Urteilskategorien prĂ€destinieren das StĂŒck als ins Zeitlose enthobenen "Klassiker". Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gewann das Drama unerwartete AktualitĂ€t. Das Publikum kompensierte die dĂŒstere Gegenwart - die Ära der napoleonischen Besetzung - mit dem Interesse fĂŒr eine bessere deutsche Vergangenheit, insbesondere fĂŒr die Zeit Friedrichs des Großen als eines deutschen Helden, und so avancierte "Minna" zum patriotischen StĂŒck. Beide Motivationen, historische und gegenwĂ€rtige, gehen dabei Hand in Hand. Im Kaiserreich diente das Drama vor allem im Schulunterricht zur Verherrlichung des Preußentums und zur Abwertung des Franzosentums in deutlichem RĂŒckgriff auf die Positionen der Befreiungskriege. Nicht immer sind die ErklĂ€rungsraster so transparent wie bei Erich Schmidt, der in "Minna von Barnhelm" eine Verherrlichung Friedrichs des Großen erblickte, und beim Sozialdemokraten Franz Mehring, der im selben Drama eine "schneidende Satire" auf das friderizianische Regiment sah. Nach den beiden Weltkriegen wurde "Minna von Barnhelm" als Soldaten und NachkriegsstĂŒck mit der zentralen Figur des Kriegsheimkehrers aktualisiert. Inszenierungen in der Bundesrepublik und in der DDR betonten dagegen den Emanzipationsgedanken oder deckten den "tief antipreußischen Charakter des StĂŒckes" auf

    Das MĂ€dchen von Esslingen : Wandlungen einer Sage

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    Bei den alljĂ€hrlichen FastnachtsumzĂŒgen der Stadt Esslingen reitet unter den die Vergangenheit reprĂ€sentierenden Figuren auch eine schwarzgelockte Gestalt in Generalsuniform, mit Federhut und Stulpenstiefeln. Sie stellt EzĂ©chiel Graf von MĂ©lac dar, einen der im sĂŒdwestlichen Deutschland gefĂŒrchtetsten Generale Ludwigs XIV. Um diese, im GedĂ€chtnis der Esslinger einen unauslöschlichen Eindruck hinterlassende Gestalt hat sich im Laufe der Zeit eine Legende gebildet, die sich zu einer fest umrissenen Sage verdichtet hat. WĂ€hrend des 18. und 19. Jahrhunderts hat die Sage verschiedene literarische Adaptionen erhalten. Der folgende Beitrag versucht aufzuzeigen, in welchem Maße die Entstehung der Sage und ihr literarisches Fortleben unabhĂ€ngig von der historischen RealitĂ€t, und in welchem Grade ihre AusprĂ€gungen den jeweils herrschenden Ideologien unterworfen waren

    „Elektronische Hirne“ : zur literarischen Genese des Androiden

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    Am Schluß einer Vortragsreihe, die das VerhĂ€ltnis des Menschen zur Technik beleuchtet, stellt sich die Frage, wie sich die Technik auf den Menschen selbst auswirkt, mit besonderem Nachdruck. Wenn sich auf technische Weise so vieles verĂ€ndern und verbessern lĂ€ĂŸt, so trifft dies sicherlich auch auf den Menschen selbst zu - einmal ganz abgesehen von Arm- und Beinprothesen, von kĂŒnstlichen Gebissen und Herzschrittmachern. Die Phantasie der Menschheit richtete sich von den AnfĂ€ngen an nicht nur auf Teile, sondern aufs Ganze: Sollte es nicht möglich sein, einen kĂŒnstlichen Menschen zu schaffen? Und darĂŒber hinaus: Sollte es den Menschen nicht möglich sein, eine kĂŒnstliche Intelligenz zu konstruieren, die dem Menschen ebenbĂŒrtig ist, sich also unabhĂ€ngig vom Menschen manifestiert? Nach so vielen schwergewichtigen VortrĂ€gen mag ein eher heiterer Ausklang angebracht sein, obwohl auch hier zuweilen einige Töne scharf, ja fast bedrohlich klingen mögen

    "das Beste in der Erinnerung" : zu Johann Gottfried Herders Italien-Bild

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    Mich interessiert bei meiner Analyse von Herders LĂ€nderbildern die Frage, ob Herders eigene Erfahrung sein Urteil beeinflusst und dadurch die tradierte, oft klischeehafte imago revidiert hat. Dies ist in drei FĂ€llen gegeben: Herder kannte aus eigener Anschauung das Baltikum, einen Teil Frankreichs, Holland und Italien. Ich klammere hier das Baltikum aus drei GrĂŒnden aus: erstens weil Herders persönliche Bindung sein Urteil beeinflussen konnte, dann weil die Baltikum-Frage in enger Verbindung zur Slawen-Frage steht und weil schließlich dieser Komplex – angesichts der FĂŒlle der vorhandenen Publikationen – sich nicht in einem kurzen Beitrag abhandeln lĂ€sst. Holland wird wegen der Unergiebigkeit der Quellenlage ausgespart

    Argumentation und Schreibstrategie : zum Vulkanismus-Diskurs im Werk von Ehrenfried Walther von Tschirnhaus

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    In neueren Darstellungen zum Vulkanismus ist zu lesen, William Hamilton sei der erste gewesen, der erkannt habe, dass „nur durch eine umfangreiche, systematische und nach wissenschaftlichen Prinzipien am Vulkan vorgenommene Datenaufnahme Aussagen ĂŒber das Erdinnere“ zu machen seien. Hamilton, damals englischer Gesandter am Hof von Neapel und einer breiteren Öffentlichkeit eigentlich nur noch als AnhĂ€ngsel seiner Gattin Emma, der Geliebten des englischen Admirals Nelson, bekannt, galt damals als vulkanologischer Experte, mit dem ĂŒbrigens auch Goethe wĂ€hrend seiner Italienreise mehrmals zusammengetroffen ist. Ohne seine Leistungen schmĂ€lern zu wollen, muss die Verbindung von Beobachtung und logischer Schlussfolgerung als methodisches Vorgehen einem anderen Forscher als Verdienst zugerechnet werden: Ehrenfried Walther von Tschirnhaus. Die NovitĂ€t seiner Erkenntnismethode wird vor dem Hintergrund der Geschichte der Vulkanologie plausibel
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